Was uns gerade bewegt

Trost

Wiedergegeben von Christoph Stapmanns.

Erzählt von Pastor Rainer Chinnow, mit dem mich seit Jahrzehnten eine tiefe Freundschaft verbindet, in seinem Buch „Angedacht“, Kirchengemeinde Norddörfer, Bi Kiar 3, 25996 Wenningstedt-Braderup/Sylt.

Weihnachten ohne einen geliebten Menschen?

Als ich vor einigen Tagen am Grab meiner Eltern stand, nahm ich die Hand meiner Schwester und sagte ihr die Worte, mit denen mich meine Mutter einst nach dem Tod meines Vaters getröstet hatte: „Er ist nicht hier. Hier ist nur seine Hülle. Alles übrige ist längst an einem anderen Ort!“

Meine Mutter hatte einen anderen Ort, an dem sie mit meinem Vater verbunden war: Auf ihrem Nachttisch stand ein Bild von ihm, davor immer eine frische Rose, am liebsten aus dem Garten. Mein Vater war immer gern im Garten.

Noch vor ein paar Tagen hatte sie eine dieser schönen, dornigen Blumen gefunden, die sie beide immer geliebt, gepflanzt, gepflegt hatten.

„Der November ist dieses Jahr wirklich sehr warm“, sagte sie. Jeden Morgen und jeden Abend sprach sie mit ihm. Er war da, wenn sie aufstand und wenn sie schlafen ging. Und er war im großen Wohnzimmer an dem großen Tisch, an dem sie gesessen hatten.

Irgendwie war er da, für die Gäste nicht wahrnehmbar, aber für meine Mutter spürbar. Deshalb war sie gern in ihrem Haus – nicht bedrückt, sondern geborgen und begleitet. Aber mein Vater war natürlich nicht nur dort. Er war tief eingewoben in meine Mutter.

Ihr erster Impuls nach seinem Tod und nach mehr als 50 gemeinsamen Jahren war, ihrem Liebsten zu folgen. Aber sie hatte ihm versprochen, weiterzumachen, so gut es geht: den Alltag normal zu leben, da zu sein für die Kinder, Enkel, Urenkel, Freunde, Nachbarn. An vertraute Orte zu reisen und, solange die Kräfte reichen, auch mal etwas Unbekanntes zu entdecken.

Sie hatte ihm versprochen, jeden Morgen aufzustehen - auch wenn es schwerfällt und sie sich manchmal am liebsten einfach die Decke über den Kopf ziehen und liegenbleiben wollte.

„Dort ist nur die Hülle", dort auf dem Friedhof, unter den Blumen, dem Grün, tief in der Erde. Denn das Wichtigste ist ein Teil derer geworden, die weiterleben müssen, wollen, sollen. Was bleibt, ist mehr als das: geliebt worden zu sein, geprägt worden zu sein von einem geliebten Menschen, seine Worte zu hören, zu merken, dass dieser Blick auf das Leben auch ein Teil von uns selbst geworden ist.

Manchmal das Gefühl zu haben: Jetzt hätte sie, hätte er diese Worte gesprochen. Wir leben mit den Menschen, die vor uns in eine andere Welt gegangen sind. Sie sind ein Teil von uns - in einer anderen Wirklichkeit.

Oft habe ich das Gefühl, dass dies für all jene, die fest im Leben stehen, die voller Pläne sind, eine naive Vorstellung ist. Gleichwohl wird über den nahenden Tod oft überraschend klar und gelassen gesprochen: wen man bald im Himmel wiedersehen möchte, und dass da eine Stimme ist, die immer häufiger ruft. Manchmal sogar das Gefühl: Jetzt ist es genug hier auf Erden. Es ist Zeit zu gehen.

Wenn man noch voller Pläne ist, wenn es scheint, als sei so vieles noch unerledigt, dann hat der Tod ein schreckliches, ein grausames Gesicht.

Doch mancher, für den am Ewigkeitssonntag eine Kerze angezündet wird, hat den Tod eher als Freund empfunden, als Erlöser. Es war genug hier auf Erden; Zeit für eine neue Wirklichkeit, die sie nicht geschreckt hat, die sie erwartet haben: ohne Schmerzen, ohne Hilflosigkeit, ohne den beschwerlichen täglichen Kampf um Dinge, die Gesunden selbstverständlich sind.

Eine neue Wirklichkeit, in der wir frei sind von körperlichen Gebrechen, von seelischer Trübsal, von all dem, was uns das Leben verfinstert, und wir wieder vereint sind mit den Menschen, die wir vermissen und von denen wir zu Lebzeiten haben Abschied nehmen müssen.

Warum diese Geschichte an dieser Stelle, zu dieser Zeit? Weil Weihnachten nicht mehr fern ist, und weil dieses Fest der Freude für viele Alleinstehende das erste Weihnachten ohne einen geliebten Menschen sein wird. Weil sie glauben, diesen Menschen verloren zu haben; aber das haben sie nicht.

Ich möchte gerne eine eigene kleine Geschichte erzählen. Am 9. Oktober 1996 starb die größte Liebe meines Lebens, mein Sohn Jonas, im Alter von nur fünf Jahren. Die Trauer habe ich verdrängt, bis ich zehn Jahre danach die Hilfe der „verwaisten Eltern“ suchte bzw. suchen musste, weil ich am Ende war. Wir trafen uns alle zwei Wochen als reine Vätergruppe. Eines Abends sollten wir uns jeweils allein in einen der Büroräume zurückziehen und alles aufschreiben, was wir von unseren Kindern behalten hatten. Allesamt schrieben wir Gegenstände auf. „Und was ist, wenn Euer Haus einmal brennt oder Einbrecher die Sachen stehlen? Dann sind sie für immer weg.“ Wir wurden noch einmal fortgeschickt und sollten Dinge aufschreiben, die uns nichts und niemand mehr nehmen kann. Ich schrieb auf meinen Zettel Jonas‘ schadenfrohes Lachen, wenn irgendetwas schiefging, sein leises, dezentes Schnarchen… Noch heute würde ich ihn unter zwanzig Kindern am Geruch erkennen!

Wir können und dürfen unendlich viel von unseren Lieben, die schon mal vorausgegangen sind, behalten, und nichts und niemand kann es uns mehr nehmen. Wir müssen es uns nur immer wieder klarmachen. Damit Weihnachten kein Schreckgespenst wird.

Christoph Stapmanns

Foto: GoranH_pixabay_in pfarrbriefservice.de

Einsamkeit – ein unabänderliches Los?

„Viele Menschen in Nordrhein-Westfalen leiden unter Einsamkeit, einem Phänomen, das alle Generationen und Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen betrifft. Die Folgen von Einsamkeit sind vielfältig, von Depressionen bis hin zu Schlafstörungen und Herz-Kreislauf-Schäden. Hier finden Sie umfangreiche Informationen zum Thema, zu wissenschaftlichen Definitionen und zum Fünf-Säulen-Modell, mit dem sich die Landesregierung der Einsamkeit in Nordrhein-Westfalen entgegenstellt.“

Dies ist zu lesen auf der Startseite des Landes NRW zum Thema Einsamkeit. Weiter geht’s unter dem Rubrum „Initiativen und Angebote gegen Einsamkeit“:
„Hier finden Sie eine Übersicht zu verschiedenen Angeboten und Initiativen in Nordrhein-Westfalen. Damit haben Sie eine Anlaufstelle auch in Ihrer Nähe.“

Es folgt eine Karte des Landes NRW, dann ein Suchfeld, in das Heimatort oder Postleitzahl eingegeben werden kann, um lokale Angebote zu suchen. Ich gebe die Alfterer Postleitzahl 53347 ein und lese:
„Leider keine Treffer. Gesamtanzahl der Einträge: 0.“

Es gibt in Alfter viele einsame Menschen. Oft sind sie verwitwet, nach jahrzehntelanger Lebenspartnerschaft plötzlich allein. Vor einiger Zeit sprach ich mit einer alleinstehenden alten Dame, die von einer schönen kleinen Wohnung in der Alfterer Knipsgasse in ein Seniorenheim umgezogen war. Sie hatte es keinen Augenblick bereut, denn: „Endlich bin ich nicht mehr so allein. Hier habe ich immer Gesellschaft, wenn mir danach ist.“



Was bieten wir unseren „Alten“, um Einsamkeit zu verhindern oder wenigstens ein wenig zu mildern? Es sind pro Jahr knapp 20 Senioren-Nachmittage (davon 2 Ausflüge), ein Besuch zum Geburtstag und einer zu Weihnachten – sofern man 85 Jahre alt oder älter ist. Es sind also rund 22 Tage im Jahr, an denen wir als Sozial- und Caritasgruppe (SCG) etwas für unsere Seniorinnen und Senioren tun können. Bleiben 343 Tage…

Auch die Gemeinschaft katholischer Frauen (GKF) stattet unseren Seniorinnen Geburtstagsbesuche ab, der St. Josefs-Verein kümmert sich in aller Stille um Menschen in unserer Gemeinde, die Hilfe benötigen. Die Zeitschenker betreuen in Einzelfällen junge und alte Menschen auch sehr engmaschig, also mit erhöhtem Zeitaufwand. Die Soziallotsen sind vor allem für Alfterer da, die sich in einer schwierigen sozialen Lage befinden und Rat suchen.

Ganz schön viel also, was wir ehrenamtlich so auf die Beine stellen.
Und doch reicht das alles nicht aus. Unsere Möglichkeiten sind beschränkt – nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch, weil wir aus gesundheitlichen, beruflichen oder anderen persönlichen Gründen nicht mehr leisten können.

Am 1. August haben Soziallotsen und SCG daher begonnen, die ehrenamtlichen Aktivitäten (zunächst) im Bereich der kath. Kirchengemeinde St. Matthäus zu vernetzen. Ziel ist es, voneinander mehr zu erfahren, sich gegenseitig zu unterstützen, wo es möglich ist, miteinander zu arbeiten, anstatt nebeneinander her. Auf diese Weise kann Einsamkeit auch besser aufgespürt werden.

Denn Einsamkeit führt häufig in eine Depression, und Menschen, die von einer Depression betroffen sind, ziehen sich von allen Sozialkontakten zurück – ein Teufelskreis.

In Kürze werden Gespräche mit der GKF, dem St.-Josefs-Verein und den Zeitschenkern stattfinden, weitere werden folgen.


Dies ist auch ein Appell zur ehrenamtlichen Mitarbeit! Helft uns, Einsamkeit zurück zu drängen! Und wenn es nur eine gute Idee, ein Tipp, ein Kontakt ist – Eure Hilfe ist wichtig!

"Seniorenwohnung dringend gesucht"

Die Sozial- und Caritasgruppe St. Matthäus sucht für eine 84jährige, rüstige Seniorin eine nette 2-Zimmer-Wohnung mit Küche, Bad und Terrasse/Balkon in Alfter (Alfter-Ort).

Die Wohnung sollte idealerweise barrierefrei sein.

Angebote oder Hinweise werden erbeten per E-Mail an info@scg-sozial-und-caritasgruppe-alfter.com , per Messenger oder per Telefon unter 02222 / 2271. Bitte teilen Sie diesen Aufruf, um ihn bestmöglich zu verbreiten - vielen Dank!